Sonntag, 25. September 2016
Von Kakerlaken, Tequila und mehr..
Es scheint als bin ich im Unialltag angekommen: vor zwei Tagen habe ich meine erste Klausur geschrieben (bei dem bereits beschriebenen etwas "anderen" Prof, den ich noch immer kaum verstehe). War aber alles halb so schlimm, da die Leute aus meiner Klasse so kollegial waren, mir die Antworten der Multiple Choice Fragen von allen Seiten einzuflüstern, bevor ich überhaupt die Fragen durchlesen konnte :D Auch die nächsten Klausuren sind nicht mehr weit, aber entschädigend fur den Lernaufwand ist, dass es mittlerweile nicht mehr taglich 30 Grad hat (es hat sogar schon einmal geregnet!) und es viele nette Cafes in Tijuana zu gibt, in denen man gut lernen kann. Wie z.B. hier am Strand von Tijuana:



(Für mich ist das Viertel playas in Tijuana eines der schönsten und vor allem kreativsten)

Außerdem habe ich die Zeit, in der noch nicht so viel Unizeug anstand gut ausgenutzt:
Einmal habe ich z.B. Abends mit einem Freund, der in einem Haus mit elf weiteren internationalen Studenten in unserer Nachbarschaft wohnt, ein typisch mexikanisches Essen zubereitet. Samuel ist aus Mexiko-Stadt, was laut allem was ich bisher gehört habe, die Hauptstadt des guten Essens ist, und er hat eine wahnsinns Geduld. Wir haben ganze drei Stunden gebraucht um Tacos mit drei Beilagen zuzubereiten! (Wir haben sogar die Tortillas selbst gemacht!)
Lektion des Abends: Verabrede dich hier niemals hungrig zum kochen! Wir haben uns zwischendurch sogar ein Brot gemacht, um uns fürs weitekochen zu stärken und als wir fertig waren, war ich fast schon zu müde zum essen :D Es war aber superlecker und mir gefällt diese Art das Essen wertzuschätzen!
Das Essen hier ist überhaupt sehr lecker und es gibt so viele verschiedene Gerichte und Variationen, dass ich mir mittlerweile ein "Essensvokabelheft" zugelegt habe, in der Hoffnung einen Uberblick über diese Vielfalt zu bekommen ;) (Nicht, dass ich noch vergesse etwas zu probieren!)

Außerdem bin ich noch einmal nach San Diego gefahren, um ein Paket abzuholen (Das Postsystem in Mexiko ist nicht das zuverlässigste) und wie schon beim letzten Mal bat der Trip viele lustige und schöne Situationen. Wir waren zu zweit und als wir einen Bus an die Grenze gesucht haben, hat der Busfahrer, dessen Bus noch leer war und eigentlich ein anderes Ziel hatte, kurzerhand das Schild im Fenster damit spontan sein Ziel geändert- diese unkomplizierte Art gefällt mir! Er hatte sich zwar eindeutig mehr erhofft, da er uns wohl für amerikanische Turisten hielt und an der Grenze von uns je zwei Dollar verlangt hat (4 mal so viel wie der normale Fahrpreis), und wir ihm aber nur den regulären Fahrpreis bezahlt haben.
In San Diego bin ich dann erstmal drei Stunden mit den Offentlichen in den Norden der Stadt nach "Del Mar" gefahren, wo der Bekannte wohnt, zu dem ich das Paket schicken ließ. Die Fahrt war jedoch ganz unterhaltsam, da ich eine Frau aus Mexiko Stadt getroffen habe, die so begeistert war, dass ich mit ihr spanisch sprechen konnte, dass sie mich ihre ganzen Süßigkeiten die sie aus "D.F." mitgebracht hatte probieren lies.. So viel zu der lieben Art der Mexikaner!
Obwohl ich diesen Tag hauptsachlich im Bus und der Tram verbracht habe, habe ich viele Teile von San Diego gesehen und war erstaunt wie schön diese Stadt ist! Viele Viertel, wie z.B. Jolla liegen direkt am Meer, sind sehr sauber gehalten und erinnern eher an einen Ferienort, als an eine Großstadt. Auch Del Mar, wo ich dann ein wenig am Strand war, erinnert mehr an ein Feriendorf!

Wenn man in San Diego nicht so viele Menschen sehen würde, die auf der Straße schlafen, könnte man glatt vergessen, dass man sich in einer Großstadt mit all ihren Kehrseiten befindet und denken hier ist das Surferparadies.

Letztes Wochenende war ich dann in Guadalajara, der zweitgrößten Stadt Mexikos. Am Donnerstag, den 16. September war Unabhängigkeitstag in Mexiko, weshalb es am Freitag einen Brückentag gab, den wir ausgenutzt haben. Wir hatten ziemlich viel Glück, denn wir haben sehr günstige Flüge gefunden und einen netten Menschen auf couchsurfing, der sich bereit erklart hat uns drei für das ganze Wochenende aufzunehmen. Javier ist ein wahnsinnig lieber, offener und unkomplizierter Mensch. Wir haben uns mit ihm, seinem Mitbewohner Sebastian und einem Freund von Sebastian aus Mexiko Stadt, der auch über das Wochenende da war, super verstanden und eigentlich das ganze Wochenende zusammen verbracht.
Gleich nachdem wir angekommen sind, hat uns Javier ins Zentrum von Guadalajara gebracht und wir haben, da wir jetzt eine große mexikanische Stadt zum Vergleich hatten, relativ schnell festgestellt: Tijuana ist nicht gerade die schönste Stadt.

Guadalajara ist grün, modern, jung (die Stadt mit der zweitgrößten Schwulenszene in Amerika- nach San Fransisco), es gibt mehr Kultur und richtig schöne historische Gebäude aus der Kolonialzeit, Haaach.. was will man mehr.
Im Zentrum waren bereits Absperrungen und eine Bühne fur das Ritual "el grito" aufgebaut, der um Mitternacht des 16. Septembers stattfindet. Mit dem übersetzt Ruf/Schrei durch Miguel Hidalgo fing an diesem Tag 1810 der Unabhangigkeitskrieg in Mexiko an- so ganz umsonst ist der Kurs über die Geschichte und Kultur Mexikos dann doch nicht ;)
Aber genug mit der Kultur, wir haben nämlich im Endeffekt dieses Highlight um Mitternacht verpasst, weil wir in einer Bar auf einem Couchsurfing Treffen mit Javier waren und es da so gemütlich war, dass wir selbst die Liveübertragung im Fernsehen übersehen haben. Damit haben wir aber den Unabhängigkeitstag ungefahr so verbracht wie die Mehrheit der Mexikaner, die den Brückentag zum Feiern ausnutzen. Dabei ist der "grito" eher nebensachlich, viele gehen sogar aus Protest nicht zu diesem Event, weil sie unzufrieden mit der derzeitigen Regierung sind (Der "grito" wird von dem jeweiligen Prasidenten des Municipios durchgeführt und in Mexiko Stadt von dem Prasidenten, der nicht gerade der beliebteste ist).
Am nächsten Tag sind wir mit den drei Jungs erstmal ausgiebig brunchen gegangen und nachmittags hat uns Javier mit seinem Auto mehr von der Stadt gezeigt und wir haben in einem typisch mexikanischen Restaurant gegessen.

Abends gab es dann noch mehr von der mexikanischen Kultur: Wir waren im Casa Bariachi, in dem typische Tänze aus verschiedenen Staaten von Mexiko aufgeführt wurden, es gab ein "Tanzbattle" zu dem wir Fernanda überreden konnten und schlieslich noch eine super Marriachiband, zu der alle aus tiefsten Herzen mitgesungen haben, auser den zwei Deutschen natürlich ;) Dank unseres Spanischkurses konnten wir wenigsten das bekanneste Lied "cielito lindo" mitsingen. Auch die zwei Liter Tequila haben sehr zu unserer Erheiterung beigetragen und haben diesen richtig mexikanischen Abend schön abgerundet. Nachdem diese Bar geschlossen hatte waren wir noch so im Tanzfieber, dass in der Wohnung bis morgens weitergetanzt wurde und Filiz und ich mal wieder versucht haben, uns die lateinamerikanischen Rythmen anzueignen.
Am Samstag sind wir drei dann in die Stadt Tequila gefahren, in der, wie der Name bereits erahnen lasst.. Der Tequila erfunden wurde!!

(Etwas unscharf, aber man kann die Vorfreude auf Tequila [DIE STADT!] trotzdem erkennen)
Da wir von dem letzten Abend bereits eine Menge mexikanischer Kultur mitgenommen hatten, hatten wir nicht das Bedrüfnis nochmal sämtliche verschiedene Tequilasorten durchzuprobieren und haben uns mehr darauf beschränkt, in dem Tequilamuseum, ein wenig mehr über den Herstellungsprozess zu erfahren.
... Okay ein Margarita war dabei :D

(Ich liebe die Strasenstände an denen man immer schnell und für wenig Geld leckeres Essen bekommt)
Da wir bereits um vier Uhr morgens am Flughafen sein mussten, haben wir uns dazuentschlossen unser ganzes Gepäck bereits nach Tequila mitzunehmen und die letzte Nacht dann noch in der Stadt ausklingen zu lassen. In einer Bar in der... genau: viel getanzt wurde und es mal wieder Tequila gab :D Ein wahrer „Crashkurs“ der mexikanischen Kultur!

Ich lerne hier jeden Tag unglaublich viel dazu und bin sehr glücklich darüber. Und auch mein Spanisch wird besser.. langsam, aber es gibt doch immer wieder Erfolgserlebnisse.
Woran man auserdem merkt, dass ich mich langsam eingelebt habe: während ich zunächst noch geschrien habe, wenn ich eine Kakerlake gefunden habe (man muss aber auch dazusagen, dass sich schon einmal eine bei mir im Bett eingenistet hat) bringe ich sie mittlerweile kommentarlos raus :D


Das war eine Veranstaltung auf der wir Austauschstudenten alle Interessierten über unsere Uni informierten


Eine Veranstaltung der Uni über den Nahen und Mittleren Osten, mit vielen Botschaftern und anderen wichtigen Menschen und eines meiner "Erfolgserlebnisse" weil ich alles verstanden habe


Und zum Schluss noch einen wunderschönen Sonnenuntergang an der Uni :)

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Sonntag, 4. September 2016
Wie schnell ein Monat vergehen kann!!
Jetzt bin ich schon fast einen Monat in Tijuana und es fühlt sich an als wäre ich erst gestern angekommen. Das ist etwas übertrieben, vor allem weil ich das Gefühl habe, dass ich mich hier schon gut eingelebt habe und mich auch sehr wohl fühle, aber die Zeit vergeht wahnsinnig schnell und ich habe schon viel erlebt! Wo fange ich an...
Am besten von vorne: Die Hinreise war anstrengend und lang, vor allem weil ich eine Nacht auf dem Flughafen in San Diego geschlafen habe, und das Jetlag sehr böse :D
Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich in Tijuana schon ein Zimmer hatte. Ich wohne mit Fernanda, einer super lieben und unkomplizierten Studentin aus Kolumbien zusammen. In den anderen zwei Wohnungen des Hauses wohnen jeweils noch drei andere Mädels aus Passau: Filiz, Yvonne und Inge und Jorge, ebenfalls Student und aus Mexiko.


(Alle Mädels aus Passau auf den Weg an den Strand, jaja zu siebt in einem Auto ist hier kein Problem)
Wir haben schon viel zusammen unternommen. Wir haben Tijuana erkundet, sind nach Ensenada gefahren (in Ensenada ist auch ein Campus der UABC, der direkt am Meer liegt) und waren in Rosarito am Strand



... und feiern waren wir natürlich auch schon! Das erste Mal als wir hier weggegangen sind, sind wir in einem Salsa und Bachata Club namens "Menealo" gelandet, in dem sich gefühlt alle begnadeten Tänzer von Tijuana versammelt haben. Wir "gringas" (eigentlich eine Bezeichnung für Amis, aber mit meinem Aussehen hält mich jeder für eine Amerikanerin) haben uns unter die tanzende Menge gemischt, aber wenn so ungefähr jeder Ü50 Mann einen besseren Hüftschwung und ein besseres Rythmusgefühl hat als das junge Mädchen weiß man - Es ist Zeit für einen Tanzkurs :D Die einzigen Männer die dafür in Frage kamen, waren die Austauschstudenten aus Frankreich (neben den deutschen die einzigen aus Europa), da allen aus Lateinamerika das Tanzen wohl in die Wiege gelegt wurde!
Tanzkurse werden genügend von der Uni angeboten und wegen meinem bereits beschriebenen Defizit habe ich insgesamt auch gleich drei belegt, nach dem Motto: "viel hilft viel" ;)
Außerdem nehme ich Gitarrenstunden - eine Freundin von Fernanda war so lieb uns ihre Gitarre dieses Semester anzuvertrauen! Dass mein Vorhaben, hier besser Gitarre spielen zu lernen, doch nicht soo einfach wird, habe ich gleich in der ersten Stunde gemerkt, als ich festgestellt habe dass es hier ein anderes Notensystem als in Deutschland gibt :D
Meine "normalen" Unikurse sind auch sehr spannend: einer ist über die Grenzbeziehungen zwischen Mexiko und den USA, einer allgemein über Lateinamerika mit allen Ländern und wirtschaftlichen und politischen Aspekten und der dritte Kurs heißt "Geschichte und Kultur von Mexiko". Der zuletzt genannte Kurs ist bisher mehr amüsant als lehrreich, da der Prof wahnsinnig schnell redet und manchmal etwas verrückt erscheint;) Ich habe aber die Hoffnung mit Hilfe des Spanischkurses, in den ich drei Mal die Woche gehe, bald auch inhaltlich was mitzunehmen :D
Eine große Unterstützung sind auch die anderen Studenten die alle wahnsinnig offen und hilfsbereit sind und mir ein gutes Gefühl geben indem sie mir jedes Mal nach diesem einen Kurs weiß machen wollen, dass sie genauso wenig verstehen :D
Allgemein haben die Leute hier eine wahnsinnig freundliche und hilfsbereite Art: angefangen bei dem Mann vom Flughafen in San Diego, der mir einfach das Geld für die Weiterfahrt geschenkt hat, da ich nicht daran gedacht habe dass möglicherweise um vier Uhr morgens keine Wechselstube offen hat und ich nur Euro dabei hatte; über die Frau die sich in Tijuana zwei völlig übermüdeten Mädels angenommen hat und uns ein Taxi zur Wohnung organisiert hat, hatte ich hier schon viele solcher schönen Erlebnisse!
Das ist auch das, was mir hier bisher am besten gefällt! Tijuana hat einen üblen Ruf, ich hatte aber was die Menschen hier betrifft hauptsächlich gegenteilige Erfahrungen; abgesehen davon, dass es hier wohl dazugehört von "gringas" ungefragt Fotos zu machen, sie anzuhupen oder ihnen Kommentare hinterher zurufen. Gegen diese sehr unangenehme Art der Aufmerksamkeit wird man aber schnell immun und lernt gut damit umzugehen.
Tijuana ist nicht die schönste Stadt, bietet aber eine interessante Mischung aus amerikanischen Turisten und mexikanischer Kultur, moderneren aber auch heruntergekommenen Vierteln, einer schönen Strandpromenade, die aber gleichzeitig durch den hohen Zaun zu den USA begrenzt wird.. Die Uhren hier ticken auch anders, "pünktlich auf die Minute genau" kennt hier niemand, die Profs kommen wann sie wollen-manchmal auch gar nicht- und so etwas wie Busfahrpläne gibt es auch nicht. Das mir das aber eigentlich ganz gut gefällt hab ich letzte Woche gemerkt als ich in San Diego war und mich mal wieder mit Fahrkartenautomaten und Fahrplänen herumschlagen musste ;)
Außerdem lässt diese unkomplizierte Art immer wieder Platz für witzige Situationen: Als ich an dem besagten Tag mit dem Bus zur Grenze gefahren bin, und ab dem Zentrum alleine in dem Bus saß, hat mir der Busfahrer mein Geld (25 cent für eine Busfahrt) zurück gegeben und mich mitten in der Kreuzung in einen anderen Bus einsteigen lassen, der mich an die Grenze fährt mit der Begründung, dass heute noch nicht gefrühstückt hat :D
Zu weiteren witzigen Situationen kam es dieses Wochenende:
Ich hatte das große Glück, meinen Geburtstag in Mexiko zu feiern und so alle Traditionen, die es hier so gibt, mal mit machen zu dürfen. Im Klartext heißt das, dass ich um Mitternacht eine Torte im Gesicht hatte und danach mit verbundenen Augen mit einem Stock auf ein armes Zebra/Esel, das mit Süßigkeiten gefüllt war einschlagen durfte :D
Um den Sarkasmus wegzulassen, die Mädels mit denen ich zusammen wohne haben eine richtig schöne Party vorbereitet, während ich in Tijuana im Zentrum war und wir hatten eine Menge Spaß!

Der Zaun am Strand der Tijuana und San Diego trennt

Valle de Guadalupe- hier gibts guten Wein;)


Meine Mitbewohnerinnen Fernanda und Filiz


Playas in Tijuana

Nochmal playas in Tijuana und Bekanntschaft mit musikalischen Leuten

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